Erstnachweis der ziemlich seltenen Sandbiene Andrena agilissima (Hymenoptera : Andrenidae / Senf-Blauschiller-Sandbiene) im Botanischen Garten des CID Institutes
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger
CID Institut
25. April 2019
Abstract
: First record of the Blue-Iridescent-Shimmering Mustard-Sand-Bee Andrena agilissima (Hymenoptera : Andrenidae) at CID Institute Botanical Garden.
Resumen
: Primer registro de la Abeja de Arena Iridiscente Azul de la Mostaza Andrena agilissima (Hymenoptera : Andrenidae) en el Jardin Botanico del Instituto CID
Nach mehreren Jahren der relativen Trockenheit mit Zyklen für die mittelwestdeutsche Region extrem geringer Niederschläge, hoher Temperaturen und Sonneneinstrahlungsdauer sowie milder, schnee- und frostfreier Winter beobachten Entomologen die sukzessive Ausdehnung der Siedlungsareale xerophiler und thermophiler Arten, welche bisher als "mediterran", also typisch für die südeuropäischen Landschaften betrachtet wurden, nach Norden. In Deutschland bisher zumeist auf den südwestdeutsch-französischen Grenzraum beschränkt, denn dort befinden sich Ausnahme-Habitate mit regelmässig sehr günstigen Klimabedingungen wie beispielsweise dem Kaiserstuhl, der Insel Mainau oder den sonnenbeschienenen Berghängen Baden-Württembergs, wandern manche dieser Arten nun zunehmend nach Norden und werden dort zumeist zuerst in den traditionellen Weinanbaugebieten an Rhein, Mosel und Nahe registriert, denn dort liegen an den sonnenexponierten Südhängen der Weinberge ideale Habitate für Nestbau und Vermehrung insbesondere solcher Insektenarten, die ihre Nester mit Vorliebe in trockenen, sandigen oder kalkigen Boden graben.
Diese klimabedingte Arealausdehnung kann auch bei Tierarten beobachtet werden, die nicht aus dem Insektenreich stammen, wie beispielsweise der Smaragd-Eidechse, die ähnlich der Äskulapnatter seit Jahrhunderten im Rheingau heimisch ist und nun seit etwa 2 Jahrzehnten auch im Lahntal und zwar dort bei Runkel vorkommt, wo ebenfalls zeitgleich alter, traditioneller Weinabau regeneriert wurde. Doch sind Insekten dank ihrer Flugfähigkeit in der Lage, sich schneller neue Habitate zu suchen als Reptilien, die zur Überwindung grösserer Distanzen auf menschliche Unterstützung angewiesen sind.
Am Sonnenberg Weilmünster´s und über dem geologischen Untergrund eines ehemaligen Kalk-Riffes des prähistorischen Meeres gelegen, vereint die Umgebung des Botanischen Gartens des CID Institutes günstige Habitatbedíngungen für Sonnenlicht und Trockenheit liebende Insektenarten. Eine Reihe solcher Bienen und Wespen, die Tonerde als Baumaterial für ihre Nester oder Nestbestandteile nutzen, wird vom CID Institut seit nunmehr gut einem Jahrzehnt beobachtet, fotografiert und beschrieben und ist im vorläufigen Katalog der tonbauenden Insektenarten Weilmünster in einer der Internet-Schriftenreihen des Institutes bereits ansatzweise präsentiert. Im vergangenen Jahr 2018 konnten dann erfreulicherweise bereits 2 Neunachweise sehr seltener bzw. einer als ausgestorben geltender Bienen-Arten geführt werden und zwar der Schwarzen Mauerbiene (Mörtelbiene) Megachile parietina / Chalicodoma muraria und der Zweifarbigen Schneckenhausbiene Osmia bicolor. Beide Entdeckungen wurden in der Vorläufer-Schriftenreihe zu dieser Publikation beschrieben und abgebildet.
Neueste erfreuliche Registrierung ist ein Fund einer am 22.4.2019 nachmittags in die Instituts-Räume eingeflogenen Senf-Blauschiller-Sandbiene, deren bisherige nördliche west-deutsche Verbreitungs-Arealgrenze mit "Lahntal" angegeben wurde, die aber nach neuesten Beobachtungen auch schon in Nord-Hessen vereinzelt gesichtet worden ist. Die Sand-Biene mit dem wissenschaftlichen Namen Andrena agilissima zählt zur Bienen-Familie der Andrenidae deren Mitglieder zumeist solitär Gänge in lockeren Erdboden graben, an deren Ende dann eine Tonkammer angelegt wird in welcher nach der Eiablage und Verproviantierung die ungestörte Entwicklung der Brut stattfinden kann.
Nach mehreren Jahren der relativen Trockenheit mit Zyklen für die mittelwestdeutsche Region extrem geringer Niederschläge, hoher Temperaturen und Sonneneinstrahlungsdauer sowie milder, schnee- und frostfreier Winter beobachten Entomologen die sukzessive Ausdehnung der Siedlungsareale xerophiler und thermophiler Arten, welche bisher als "mediterran", also typisch für die südeuropäischen Landschaften betrachtet wurden, nach Norden. In Deutschland bisher zumeist auf den südwestdeutsch-französischen Grenzraum beschränkt, denn dort befinden sich Ausnahme-Habitate mit regelmässig sehr günstigen Klimabedingungen wie beispielsweise dem Kaiserstuhl, der Insel Mainau oder den sonnenbeschienenen Berghängen Baden-Württembergs, wandern manche dieser Arten nun zunehmend nach Norden und werden dort zumeist zuerst in den traditionellen Weinanbaugebieten an Rhein, Mosel und Nahe registriert, denn dort liegen an den sonnenexponierten Südhängen der Weinberge ideale Habitate für Nestbau und Vermehrung insbesondere solcher Insektenarten, die ihre Nester mit Vorliebe in trockenen, sandigen oder kalkigen Boden graben.
Diese klimabedingte Arealausdehnung kann auch bei Tierarten beobachtet werden, die nicht aus dem Insektenreich stammen, wie beispielsweise der Smaragd-Eidechse, die ähnlich der Äskulapnatter seit Jahrhunderten im Rheingau heimisch ist und nun seit etwa 2 Jahrzehnten auch im Lahntal und zwar dort bei Runkel vorkommt, wo ebenfalls zeitgleich alter, traditioneller Weinabau regeneriert wurde. Doch sind Insekten dank ihrer Flugfähigkeit in der Lage, sich schneller neue Habitate zu suchen als Reptilien, die zur Überwindung grösserer Distanzen auf menschliche Unterstützung angewiesen sind.
Am Sonnenberg Weilmünster´s und über dem geologischen Untergrund eines ehemaligen Kalk-Riffes des prähistorischen Meeres gelegen, vereint die Umgebung des Botanischen Gartens des CID Institutes günstige Habitatbedíngungen für Sonnenlicht und Trockenheit liebende Insektenarten. Eine Reihe solcher Bienen und Wespen, die Tonerde als Baumaterial für ihre Nester oder Nestbestandteile nutzen, wird vom CID Institut seit nunmehr gut einem Jahrzehnt beobachtet, fotografiert und beschrieben und ist im vorläufigen Katalog der tonbauenden Insektenarten Weilmünster in einer der Internet-Schriftenreihen des Institutes bereits ansatzweise präsentiert. Im vergangenen Jahr 2018 konnten dann erfreulicherweise bereits 2 Neunachweise sehr seltener bzw. einer als ausgestorben geltender Bienen-Arten geführt werden und zwar der Schwarzen Mauerbiene (Mörtelbiene) Megachile parietina / Chalicodoma muraria und der Zweifarbigen Schneckenhausbiene Osmia bicolor. Beide Entdeckungen wurden in der Vorläufer-Schriftenreihe zu dieser Publikation beschrieben und abgebildet.
Neueste erfreuliche Registrierung ist ein Fund einer am 22.4.2019 nachmittags in die Instituts-Räume eingeflogenen Senf-Blauschiller-Sandbiene, deren bisherige nördliche west-deutsche Verbreitungs-Arealgrenze mit "Lahntal" angegeben wurde, die aber nach neuesten Beobachtungen auch schon in Nord-Hessen vereinzelt gesichtet worden ist. Die Sand-Biene mit dem wissenschaftlichen Namen Andrena agilissima zählt zur Bienen-Familie der Andrenidae deren Mitglieder zumeist solitär Gänge in lockeren Erdboden graben, an deren Ende dann eine Tonkammer angelegt wird in welcher nach der Eiablage und Verproviantierung die ungestörte Entwicklung der Brut stattfinden kann.
Andrena agilissima - Senf-Blauschiller-Sandbiene
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Der unverkennbare Blauschiller der Flügel erlaubt eine relativ zweifelsfreie Art-Bestimmung von Andrena agilissima
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Die Sandbienen-Art, die vermutlich nicht unzufälligerweise vom "Kuratorium Wildbiene des Jahres" im aktuellen Jahr 2019 zur hervorgehoben betrachteten Spezies gekürt wurde, sammelt Nahrung mit Vorliebe an Cruciferae (Brassicaceae)-Arten, wobei sie dort wiederum gelb gefärbte Blüten bevorzugt ansteuern soll. Zwar weisst ihr deutscher Trivialname auf eine gewisse Liaison mit der Pflanze Senf (Sinapis) hin, doch erwähnen manche Publikationen eine noch deutlichere Orientierung hin zu den Blüten des Raps, was ihr, bei der gegenwärtigen Tendenz der mittelhessischen Agrarwirtschaft zum Rapsanbau, eine ausreichende Nahrungsgrundlage sichern sollte.
Die Gelb-Präferenz von Andrena agilisssima kommt auch bei der Wahl der Blüte von Doronicum orientale als Landeplatz im CID Institut zum Ausdruck
Als weitere Besonderheit dieser Bienen-Art wird in der Literatur beschrieben, dass sie, im Gegensatz zu den ansonsten zumeist solitär nistenden Andrenidae, Nest-Gemeinschaften mehrerer Weibchen bildet, wobei jedes Individuum in einem gemeinsam genutzten Nest-Tunnel eigene Brutkammern anlegt und versorgt. Beim Verlassen des Nestes zum Sammeln von Baumaterial oder Nahrungs-Vorrat bleibt dabei immer eine Biene als "Wächterin" im gemeinsam genutzten Nest zurück und verhindert so weitestgehend das Eindringen von Brutparasiten (Kuckucksbienen, z.B. Nomada sp.).
Auf Grund ihrer weissen Behaarungs-Muster, die farblich auffällig zum ansonsten dunkelschwarzen Körper kontrastieren und einem deutlichen blau-metallischen Schillern ihrer Flügeloberseiten ist diese Bienenart relativ sicher von ähnlich gezeichneten Verwandten aus der Familie der Sandbienen zu unterscheiden. So zeichnet sich die ähnliche Andrena cineraria durch einen korpulenteren Körperbau, pelzigere Behaarung und schwarze Haar-Sammelbürsten an den Hinterbeinen aus. Letztere sind bei A. agilissima rein weiss gefärbt. Den ebenfalls ähnlich gemusterten Köhler-Sandbienen A. nigrospina und pilipes fehlt im Gegensatz zu A. agilissima der Blauschiller der Flügel. Bei dem am 22. April im CID Institut gesichteten Exemplar handelt es sich wohl um ein weibliches Tier, denn den Männchen fehlt die auffällige Pollen-Sammelbürste an den Hinterbeinen.
Das Weibchen von Andrena agilissima trägt eine grosse, weisse Pollen-Sammelbürste an den Hinterbeinen. Auf der Abbildung ist auch die auffällige Bedornung der Tibia erkennbar
Peter Zanger / Foto CID Nature StudiesDer unverkennbare Blauschiller der Flügel erlaubt eine relativ zweifelsfreie Art-Bestimmung von Andrena agilissima
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Die Sandbienen-Art, die vermutlich nicht unzufälligerweise vom "Kuratorium Wildbiene des Jahres" im aktuellen Jahr 2019 zur hervorgehoben betrachteten Spezies gekürt wurde, sammelt Nahrung mit Vorliebe an Cruciferae (Brassicaceae)-Arten, wobei sie dort wiederum gelb gefärbte Blüten bevorzugt ansteuern soll. Zwar weisst ihr deutscher Trivialname auf eine gewisse Liaison mit der Pflanze Senf (Sinapis) hin, doch erwähnen manche Publikationen eine noch deutlichere Orientierung hin zu den Blüten des Raps, was ihr, bei der gegenwärtigen Tendenz der mittelhessischen Agrarwirtschaft zum Rapsanbau, eine ausreichende Nahrungsgrundlage sichern sollte.
Die Gelb-Präferenz von Andrena agilisssima kommt auch bei der Wahl der Blüte von Doronicum orientale als Landeplatz im CID Institut zum Ausdruck
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Doch ist der limitierende Faktor für die Präsenz der Blauschiller-Sandbiene in "unserer Region" weniger das Nahrungsangebot sondern die Frage, ob genügend geeignete Punkte für die Anlage von Nestbautén gefunden werden können, das heisst langfristig ungestörte und unbewachsene Flächen mit offenem, lockeren, trockenen Erdreich, wie sie beispielsweise Lösslehmwände in Steinbrüchen, Kiesgruben, Brachland, Ruderalflächen, Weinbergen oder natürlichen Felslandschaften bieten. Nur an solchen Orten können über Jahre hinweg stabile und ortsfeste Populationen heranwachsen.
Ein konkreter Neststandort von A. agilissima konnte bisher in der nähren Umgebung des CID Institutes noch nicht entdeckt werden. Der einzige grössere, seit Jahren unveränderte Niststandort von bodennistenden Toninsekten ist ein Feldwegrand mit parallelen Nestbauten mehrere Arten, doch wird dieser regelmässig durch passierende Fahrzeuge beeinträchtigt.
Solitäre Insekten sind allerdings in der Wahl ihrer Niststandorte auch sehr anspruchslos und nutzen dazu auch besiedelte Bereiche, geeignete Gebäudeelemente oder Gärten und insbesondere solche mit künstlichen Nisthilfen ("Insekten-Hotels"), doch bilden sie an diesen Standorten nicht immer grössere Populationen, die über längere Zeiträume hinweg stabil bleiben.
Ein konkreter Neststandort von A. agilissima konnte bisher in der nähren Umgebung des CID Institutes noch nicht entdeckt werden. Der einzige grössere, seit Jahren unveränderte Niststandort von bodennistenden Toninsekten ist ein Feldwegrand mit parallelen Nestbauten mehrere Arten, doch wird dieser regelmässig durch passierende Fahrzeuge beeinträchtigt.
Solitäre Insekten sind allerdings in der Wahl ihrer Niststandorte auch sehr anspruchslos und nutzen dazu auch besiedelte Bereiche, geeignete Gebäudeelemente oder Gärten und insbesondere solche mit künstlichen Nisthilfen ("Insekten-Hotels"), doch bilden sie an diesen Standorten nicht immer grössere Populationen, die über längere Zeiträume hinweg stabil bleiben.
Andrena agilisssima, gelandet auf einem Solnhofer Kalkstein-Fossil aus dem Sammlungs-Bestand des im Aufbau befindlichen Museums des CID Institutes
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Ein weiteres auffälliges Erkennungsmerkmal für Andrena agilissima, bilden die beiden weissen Bürstchen-Behaarungen an den beiden letzten Abdominalsegment-Ober- und Unterseiten
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Als weitere Besonderheit dieser Bienen-Art wird in der Literatur beschrieben, dass sie, im Gegensatz zu den ansonsten zumeist solitär nistenden Andrenidae, Nest-Gemeinschaften mehrerer Weibchen bildet, wobei jedes Individuum in einem gemeinsam genutzten Nest-Tunnel eigene Brutkammern anlegt und versorgt. Beim Verlassen des Nestes zum Sammeln von Baumaterial oder Nahrungs-Vorrat bleibt dabei immer eine Biene als "Wächterin" im gemeinsam genutzten Nest zurück und verhindert so weitestgehend das Eindringen von Brutparasiten (Kuckucksbienen, z.B. Nomada sp.).
Andrena agilissima. Auf dieser Abbildung ähnelt die beobachtete Sandbiene in der Erscheinung ihrer Körperform der korpulenteren, verwandten Art Andrena cineraria
Peter Zanger / Foto CID Nature Studies
Literatur
Wildbienen.de
Naturspaziergang.de
Mensch und Umwelt
Bienen-Nachrichten
Wiki
Wildbee.ch
Insekten Sachsen
Kuratorium Wildbiene
Arthropodafotos
Philippia Kassel 15/4 2013
Insektenbox
BWARS
Literatur
Wildbienen.de
Naturspaziergang.de
Mensch und Umwelt
Bienen-Nachrichten
Wiki
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Insekten Sachsen
Kuratorium Wildbiene
Arthropodafotos
Philippia Kassel 15/4 2013
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Text Fotos und Redaktion
Peter Zanger
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