Die "Falsche Schwarze Witwe" Steatoda triangulosa, eine in Deutschland noch relativ unbekannte Spinne

 


Steatoda tringulosa mit kugelförmig eingewebtem Eigelege-Bällchen


Invasive Arten sind zu Zeiten des Klimawandels ein beliebtes Thema, weil sie nicht - wie früher üblich und bei Lafontaine in der Fabel "Die Grille und die Ameise" so schön dargestellt - "im Winter bei Frost bei uns wieder verschwinden, da sie die Eiseskälte dort draussen nicht überleben", sondern - Dank der heutigen, auch im Winter hohen klimagewandelten Aussentemperaturen und unserer modernen Zentralheizungstechnologie, die kalten Jahreszeiten zunehmend überleben und sich somit im Frühjahr ihrer Bestandsvermehrung zuwenden können.

Skurrile Geisteskonstruktionen fördert die Abwehr invasiver Arten in Deutschland in den Medien, so wie letztens vor 2 Tagen am 4.8.2023 die Meldungen der Hessenschau über Flusskrebse, die bei Dauerregen jetzt auch bis in Wohngebiete vordringen (der HR-Beitrag wird hier nicht direkt verschaltet, da das CID Institut keine nationalen ÖR-Medien konsumieren darf). Jeder Feinschmecker mit knapper Kasse würde über solche Invasionen jubeln, sind Flusskrebse im Delikatessengeschäft doch nur für finanziell Bessergestellte erschwinglich und die nachinvasiven Flusskrebsernten in Deutschen Gewässern wären vermutlich auch ein gutes Geschäft für den Flusskrebs-Fleischhandel, doch national bleibt national denkend und die ursprünglich heimischen Arten, die in den 1960iger Jahren in Zeiten der Gewässerverschmutzung noch ungeklärter Abwässer ausstarben und heute von invasiven Einwanderern wie Pacifastacus lentiusculus nochmals verdrängt werden, sind bei Nationalen nun mal die eigentlich schützenswerten Arten, die verteidigt werden müssen - so wie die vom Indischen Springkraut an Flussufern bedrohte Brennessel.

Weniger Beachtung fanden bisher invasive Spinnen, obwohl diese, ebenso wie die Flusskrebse, gerne im Verborgenen leben. Einer dieser Arten soll im folgenden etwas Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie anders als Taranteln oder Vogelspinnen, die von ihren Terrarianern bewacht und beschützt selten einem Terrarium entweichen, "bei Uns" in Ausbreitung begriffen sein soll, nachdem sie erstmals frühestens seit 1937 in Deutschland als "etabliert" registriert wurde ( siehe : Wikipedia Steatoda triangulosa / Kap.: Häufigkeit und Gefährdung ).

Die Rede ist hier von der WÄRMELIEBENDEN KUGELSPINNE, die in Deutschland auch DREIECKS-FETTSPINNE genannt wird. TRIANGULATE COBWEB SPIDER nennt man sie im englischen Sprachraum, während im Spanischsprachigen ihr Name mit FALSA VIUDA NEGRA angegeben ist, was vermutlich eine volkstümliche Sammelbezeichnung für den eigentlichen SCWHARZEN WITWEN der Gattung Latrodectus ähnelnde Spinnenarten ist.

Wie die ECHTE EUROPÄISCHE SCHWARZE WITWE Latrodectus tredecimguttatus zählt die hier betrachtete FALSCHE SCHWARZE WITWE zu den Kugelspinnen der Familie THERIDIIDAE, doch wird sie der Gattung STEATODA zugeordnet, also den sogenannten FETTSPINNEN, die parallel in ihrer Gesamtheit auch als FALSCHE WITWEN benannt sind.  

STEATODA TRIANGULOSA wurde vom CID Institut erstmals am 18.7.2023 im Rahmen der Untersuchung der Genese eines lokalen, auf ein isoliertes Wohn-Klein-Apartment in einem Miets-Wohnhaus im Rhein-Main-Gebiet reduzierten, Störinsekten-Massenbefalles registriert und dokumentiert. Die Artbestimmung erfolgte durch einen auf Arachnologie spezialisierten Naturwissenschaftler anhand des Titelfotos dieser Publikation. Die Spinne besiedelte zu diesem Zeitpunkt in massiver Form den Innenraum und die rückwärtigen und unteren Aussenwände eines Sofa-Möbelstückes, das auf Grund der dort in grosser Zahl angehefteten Eigelege-Bällchen als der ursprüngliche und zentrale Vermehrungsplatz identifiziert wurde. Zum Zeitpunkt der Entdeckung bestanden bereits mindestens 2 Generationen der Spinnen und der Schlupf der dritten Generation aus insgesamt etwa 50 Eigelege-Pakteten stand kurz bevor, so dass Ende Juli 2023 der Jungtier-Bestand der dritten Spinnengeneration in dem betreffenden Apartment 1.500 bis 2.000 Tiere betragen hätte. Von dem initialen Vermehrungsort aus hatte sich die Spinnenpopulation vermutlich seit Februar 2023 schon auf andere Einrichtungselemente der Wohnung ausgedehnt, wobei hier insbesondere dunkle Innenräume von Kühlschrank, Waschmaschine und Unterseiten von Mülleimern zur Eiablage einzelner Gelege verwendet worden waren. 


Befalls-Muster von Steatoda triangulosa in mindestens Dritter Generation anhand der Dichte der Eigelege-Pakete in einem Sofa-Innenraum registriert in einem Wohn-Apartment im Rhein-Main-Gebiet im Juli 2023



Die Spinnen der hier beschriebenen Population wiesen einen deutlichen Dimorphismus in Körperbau, Färbung und Deutlichkeit der Zeichnungsmuster auf. Im Internet unter demselben Artnamen zusammengestellte Vergleichs-Abbildungen von Steatoda triangulosa erlauben keine eindeutigen Schlussfolgerungen dazu, ob es sich bei den hellbraun gefärbte, kleineren Exemplaren mit schlankerem Körperbau um jüngere Tiere beiderlei Geschlechtes im Reifungsprozess mit noch nicht vollständig abgeschlossenem Häutungszyklus oder um bereits erwachsene, männliche Tiere handelt. Auch ob grössere und deutlich dunklere Tiere mit vergrössertem Abdomen und gleichzeitig fast nicht mehr erkennbarem Dreiecks-Zeichnungsmuster auf dem Hinterleib trächtige Weibchen vor der Eiablage darstellen, kann hier nicht eindeutig gesagt werden. Die nur fotografisch registrierten Tiere wurden nicht im Detail beispielsweise auf das Vorhandensein von Spinndrüsen untersucht.

Ein Einzeltier, das sich innerhalb des Apartments von Entstehungs-Focus der Gesamtpopulation entfernt und unterhalb des Küchen-Mülleimers eingenistet hatte, war von einem unregelmässigen Netz von Spinnfäden umgeben, was laut Literaturangaben daraus schliessen lässt, dass es sich um ein Weibchen handelte, da Weibchen von Steatoda der Netzbau zugeschrieben wird.


Steatoda triangulosa, vermutlich weibliches Tier 


Ein ähnlich gefärbtes und gezeichnetes Exemplar der Spinne wurde nahe der Eigelege im Sofa dokumentiert. Da sich diese Spinne auch nach mehrfachen Störungen durch Annäherung mit der Kamera, die Fluchtreaktionen auslösten, immer wieder zurück in unmittelbaren Kontakt mit den Eigelegen begab, wurde dieses Verhalten als Schutz- und Verteidigungs-Modus für die Brut gewertet, was aber keine Schlussfolgerung erlaubt, ob das Einzelexemplar männlich oder weiblich war.




Steatoda triangulosa beim "Bewachen" bzw. "Verteidigen" der Eigelege. Das Gelege oben rechts mit kompakterem, in wolliges Gespinst eingewebtem Eipaket ist jüngeren Datums. Im Gelege unten links lassen sich dagegen schon die Körper der schlüpfenden Spinnenbrut vage unterscheiden. Zwischen den Gelege-Bällchen zwei Häutungsreste



Bei den grösseren und dunkler gefärbten Tieren mit stark aufgeblähtem Abdomen, welches vermutlich die vor Eiablage heranreifenden Eipakete enthält, handelt es sich vermutlich um trächtige Weibchen. Bei diesen Tieren ist das ansonsten sehr deutlich erkennbare, weisse Dreiecks- oder Rauten-Zeichnungsmuster auf der Hinterleib-Oberseite fast vollständig farblich aufgelöst und kaum noch oder gar nicht mehr erkennbar. Zudem erscheinen die Spinnen - je nach Untergrund - zu einer gewissen Chamaeleon-artigen Farbanpassung fähig zu sein, wobei allerdings auch die Digitalfotografie bzw. Bildaufhellung einen solchen Eindruck erwecken könnte.








Steatoda triangulosa - Ausgewachsene, adulte Tiere am Untersuchungsort. Einige Tiere wurden nach Beginn der Bekämpfungsmassnahmen im Freien vor der Wohnung angetroffen 


Im Wohninnenraum wurden mehrere bewegungslose grosse Exemplare der Tiere gefunden, deren Abdomen bei leichtester Berührung aufplatzte und eine farbige, fettig erscheinende Körperflüssigkeit freigab, die in der Lage war, beständig eine Pressspanplatte zu verfärben. Ob diese Eigenschaft "Fettflecke" zu erzeugen der Hintergrund für die Namesgebung der "Fettspinnen" ist, ist hier unbekannt.




Steatoda triangulosa - Weibchen mit verflüssigtem Körperinneren


Die Zuordnung der Spinne zu "eigentlich heimisch" oder "eigentlich invasiv" gestaltet sich etwas schwierig, da sie zwar eigentlich "bei uns früher" nicht vorkam und als wärmeliebende, thermophile Art eher im wärmeren Südeuropa verbreitet ist und sich "bei uns" hauptsächlich synanthrop, also an menschliche Behausungen gebunden aufhält, vermehrt und ausbreitet, da die Klimabedingungen im Freien "bei uns" nicht unbedingt ihren Habitatpräferenzen entsprechen. Verbreitungsangaben aus anderen Weltregionen ordnen diese Art aber eher als kosmopolitisch, also weltweit verbreitet ein, wozu beitragen haben dürfte, dass die kleinen, weissen Gespinst-Bällchen ihrer Eigelege bei der Eiablage in gelagerten Textilien unbemerkt eingewoben werden und so leicht bei der Mitnahme von Kleidungsstücken auf Reisen weltweit verbreitet werden können.

Prinzipiell wird die Spinne in Europa als "ursprünglich palaearktisch verbreitet" angesehen und als in den USA und auf den Kanarischen Inseln eingeschleppt betrachtet. Der Annahme, dass sie in Südamerika nicht vorkommt oder unbekannt sei widersprechen dortige Meldungen über ihre potentielle Giftigkeit, die allerdings als leicht übertrieben bewertet werden können, da die mit nur rund 5 - 8,5  Millimeter maximaler Körpergrösse recht kleine Spinne kaum über Beisswerkzeuge verfügen dürfte, die die menschliche Haut zu durchdringen vermögen. Meldungen über Giftbisse der "Falschen Schwarzen Witwe" (Falsa Viuda Negra) beziehen sich möglicherweise auf umgangssprachlich Namens-verwandte, grössere Spinnenarten und beruhen somit vermutlich auf einer Benennungs-bedingten Namensverwechslung. Innerhalb der Gattung Steatoda werden medizinisch bedeutsame Giftbisse insbesondere für Steatoda nobilis registriert. 

Im Französischen lautet der volkstümliche Name der hier betrachteten Spinnenart übrigens Malmignatte des Maison - was nach Google-Translate soviel wie "die Teuflisch-Süsse der Behausungen" bedeuten soll.

Trotzdem bleibt sie hier doch sehr gewöhnungsbedürftig.

Dipl. Biol. Peter Zanger

6. August 2023














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